Die ältesten noch
erhaltenen mechanischen Musikinstrumente sind die Glockenspiele in den
Monumentaluhren des späten Mittelalters. In der Renaissance schufen
Kunsthandwerker in Augsburg wertvolle Musikautomaten und selbstspielende
Spinette, die über Stiftwalzen gesteuert wurden.
Es begann...
mit der Erfindung der so genannten Zungenspielwerke Mitte des 18.
Jahrhunderts.
Die meisten dieser Spielwerke wurden in der Schweiz in der Nähe von Genf gebaut.
Die Spieluhren-Metropole war Sainte-Croix im Schweizer Jura.
Jede Tonzunge musste einzeln angefertigt, abgestimmt und dann auf den
Zungenbalken aufgeschraubt werden. Eine recht mühselige Arbeit.
1790 gelang es, 4 bis 5 Tonzungen aus einem Stück anzufertigen, was schon eine
große Verbesserung war.
Durch ein besonderes Verfahren konnte 1810 ein Spielkamm mit einer neuen
Arbeitsweise so hergestellt werden, dass nur noch das Abstimmen der einzelnen
Zungen nötig war.
Ein Spielkamm ist ein Objekt aus Stahl in der Form eines Kammes mit abgestuften
Zähnen von kurz nach lang.
Diese Zähne dienen als Tonzungen. Jede Tonzunge wird auf einem bestimmten Ton
abgestimmt.
Ein drehender Zylinder der mit Stahlstiften besetzt ist, tastet diese Zungen ab
und bringt sie in Schwingung, wodurch eine bestimmte Melodie entsteht
Während die meisten mechanischen Musikinstrumente Klangerzeuger besitzen, die
auch in Handgespielten
Musikinstrumenten vorkommen, handelt es sich bei dem Tonkamm um einen speziell
für mechanische Musikinstrumente konzipierten Klangerzeuger.
Die zart spielenden Werke traten einen Siegeszug in die ganze Welt an. In allen
Ausführungen finden wir sie.
Als Spieldose im Holzkasten, als Spieluhren, eingebaut in Schmuckkästchen oder
in Dosen mit tanzenden Puppen usw.
Schweizer Spieldosen fanden weiteste Verbreitung und wurden in alle Welt
exportiert.
Ein großer Nachteil der Walzenspieldosen bestand jedoch in ihrem begrenzten
Musikrepertoire. Meist spielt eine Walze 6 Musikstücke. Da die Walzen nicht
austauschbar waren, musste man - war man der Musik überdrüssig - eine neue
Spieldose kaufen.
Durch eine spezielle Technik gelang es, in eine runde Stahlplatte Haken zu
stanzen.
Diese tasteten die Tonzungen des Kammes ab und erzeugten so die Melodie.
Die Platten konnte man auswechseln.
So konnte man bei einer Spieldose eine Sammlung Platten anschaffen und
verschiedene Musikstücke hören, im Gegensatz zu den Zylinderspieldosen wobei die
Auswahl der Musik beschränkt war.
Die Platten-Spieldose war also der Vorläufer des Grammophons!
Im Zeitalter der beginnenden Industrialisierung wurden diese Plattenspieldosen
zu Hunderttausenden hergestellt und so preisgünstig angeboten, dass sie für
jedermann erschwinglich waren.
Deutschland entwickelte sich - neben den USA - zum bedeutendsten Exportland für
Mechanische Musikinstrumente.
Im Laufe der Zeit gingen viele Exemplare wieder verloren, doch sind noch
genügend bewahrt geblieben.
Wir können sie in Privatsammlungen und Museen finden, leider oft in sehr
schlechtem Zustand.
Edison und sein
Phonograph, der erste Weltkrieg sowie die Krise am Ende der 20er Jahre
waren schwere Schläge für dieses Handwerk, das beinahe verschwunden wäre.
Die nach dem zweiten Weltkrieg in Europa stationierten amerikanischen
Soldaten gaben den Spieluhr-Produkten eine zweite Jugend. Im Jahre 1960
begann ein japanisches Unternehmen mit der Massenproduktion kleiner
Spielwerke, was für die rund dreissig Schweizer Unternehmen eine grosse
Konkurrenz bedeutete.
Heute ist Reuge das einzige Unternehmen der Welt,
das eine komplette Palette von Spielwerken anbietet.
Rund zehn Jahre
vor dem Entstehen der mechanischen Musik bauten die Hersteller
komplizierter Pendeluhren, Jaquet-Droz in La-Chaux-de-Fonds, einen
Singvogel-Automaten, dessen Spielwerk sie verkleinerten und in ihre
anspruchsvollen Uhren einbauten. So entstand diese aussergewöhnliche
Mechanik, die das Singen eines Vogels mit Hilfe eines Blasebalgs und einer
Kolbenflöte wunderbar imitiert. Im 19. Jahrhundert waren die Vogelkäfige
in China sehr begehrt, und man sagt, die damaligen Herren hätten sie
benutzt, um echte Vögel singen zu lehren. Zu dieser Zeit waren
Singvögel-Wettbewerbe selbst in Europa üblich. 1960 hat Reuge die
Fabrikation dieser Spezialität von zwei Unternehmen aus Frankreich und
Deutschland übernommen, um die Prachtstücke dieser Tradition zu retten und
Ihnen diese aussergewöhnliche Kunst anbieten zu
können.
ACHTUNG! Einige weniger bekannte
Schweizer Marken haben damit begonnen, Musikwerke aus Asien zu
importieren, und nur die Montage von ein paar Teilen in der Schweiz
vorzunehmen, was sie berechtigt, es "made in Switzerland" (in der Schweiz
hergestellt) zu nennen.
Diese Spieluhren werden mit höchster
Wahrscheinlichkeit einen weit geringeren Wert für Liebhaber und Sammler
haben als solche, die komplett in der Schweiz bzw. Europa gefertigt
wurden.