Die Geschichte der Spieluhren
D er Genfer Uhrmachermeister Antoine
Favre (1734-1820) hat sich wohl nicht träumen lassen, daß sein Name
eines Tages in die Geschichte der mechanischen Musik eingehen würde, als er
im Jahre 1796 auf die Idee kam, sich die Eigenschaften der Stimmgabel und
eines Federblattes zunutze zu machen, um Töne zu erzeugen. Bis dahin hatten
die Erfinder bestehende Instrumente wie die Orgel oder das Glockenspiel
mechanisiert. Favre hingegen erfand ein ganz neues Instrument, das ausschließlich
mechanisch spielen konnte, indem er mittels einer Stiftwalze Stahlzungen
verschiedener Länge in Schwingungen brachte.
D ie erste Musikdose kam 1811 von Genf nach
Sainte-Croix und war eine Entdeckung fuer die unternehmungslustigen Männer,
die dort die Uhrenindustrie ansiedeln wollten. Sie begannen, Musikwerke
herzustellen. Während in Genf und im Joux-Tal die Musikdosenindustrie von
1860 an zurückging, fasste sie in Sainte-Croix endgültig Fuss.
Später, bei der Einführung der Uhrenindustrie
im Neuenburger Jura vollzog sich auch hier die faszinierende Begegnung
zwischen Bergbauern und einer entstehenden Industrie. Der abrupte Übergang
von der Agrarkultur zur Industrialisierung war in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts das entscheidende Ereignis fuer Sainte-Croix.
In der zweiten Hälfte wurde die Uhr von der
Musikdose vollständig verdrängt und der Name Sainte-Croix weltberühmt.
1894 behauptete ein Fabrikant: Es gibt nur ganz wenige -
zivilisierte und unzivilisierte - Gegenden auf der Welt, in welche die Musik
von Sainte-Croix noch nicht vorgedrungen ist."
Man findet sie sowohl in den Blockhäusern des
wilden Westens und in den Harems von Kairo, als auch in indischen,
chinesischen und japanischen Palästen.
Schon seit Jahrhunderten war es ein
Menschheitstraum, Stimmen und Geräusche für sich und die Nachwelt
einzufangen. Was hatte man nicht schon alles versucht! Von in einen Schwamm
sprechen, und beim Empfänger ausdrücken, bis hin die Stimme im Winter
einzufrieren und nach Bedarf wieder aufzutauen, damit die Töne hörbar
werden. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Geräusche und Töne wie
z.b. Vogelstimmen oder Musikinstrumente konnte man durch geschickte
Konstruktion von Tonzungen wie in Spieluhren nachahmen.